06.06.46: Die Diaspora und die Altersversorgung


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):




Radauti 6/6 1946

Liebe Kinder, lieber Julius!

Ich habe mit einem Schreiben gewartet, bis sich die Verhältnisse bei uns geklärt haben werden: das ist bereits geschehen. Der Verband ist der Mutter gestern abgenommen worden, jetzt badet, massiert u. schmiert sie die Bruchstelle, sonnt sie etc. Der Spaß hat ¼ Million gekostet, die ich fast völlig schon bestritten habe. - Pension habe ich für d. Jahr 1946 erhalten, für 1944 u. 1945 ist kein Geld da (eine knappe Million ist nötig), der Kassier sitzt vor der leeren Kasse u. liest Zeitung. Ich hoffe, mit der Juni-Pension den Rest zu erhalten. Die Lebenskosten hier sind für uns doppelt als meine Monatspension. Bist du in der Lage, uns eine entsprechende, monatliche Aushilfe zukommen zu lassen? Gott möge dir hierzu helfen. Wenn aber nicht, dann bleibt nur ein einziger Ausweg: Du wirst uns für immer los, wenn du uns Zertifikate nach Palästina verschaffst u. uns dort in eine Kivuzah [Anm.: Kibbuz] einkaufst. Man kann der Diaspora die Altersversorgung der Juden nicht aufbürden. Wenn wir in ein Altersheim sollen, dann sei es in Palästina! (Bitte baldige Antwort!) Hungern werden wir dort sicher nicht mehr als hier, wir haben hier, bevor die Pension kam, Zeiten durchgemacht, die zu schildern wir dir gegenüber lieber unterlassen. - Wir haben Frl. Schuller gesprochen - denk dir: mein armer Bruder Solomon H., Bucuresti Str. Vulturilor 69, hat mir 20000 Lei geschickt! Die Geste ist rührend, u. ich bitte dich dringend, ihm diesen Betrag - mit Dank meinerseits - zurückzuerstatten. Möbel werden wir nicht kaufen, wenn du unserem Palästinaprojekt günstig gegenüberstehst. Hier ist für uns ein Existieren - ohne Gottes Hilfe durch dich - unmöglich. Bitte, zeige uns jetzt nicht die kalte Schulter, sondern sei uns behilflich, unsere Existenzfrage zu lösen! Wir haben zum Geburtstage deines Frauchens einen Glückwunsch beigelegt u. hoffen, daß ihr denselben beifällig aufnehmen werdet.

Wir umarmen euch, eure Alten Ing. Hauster Ilie u. Frau

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