06.01.48: Tante Gusta und ihre Ohnmachtsanfälle


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):



Radauti 6/I 1948

Liebe Kinder, lieber Jul!

Beiliegend sende ich euch den neuesten, von Tante Gusta [Anm.: Gusta Bardach (Fleischer)] mir zugekommenen Brief, worin sie wieder ihre Pensionssache urgiert [anmahnt]. (Sie droht auch die Rückreise an). Ich habe doch von dir die Mitteilung erhalten, daß du sie schon über den Stand der Pensionsangelegenheit brieflich informiert hast: Sollte dieser Brief im Tohuwabohu der dortigen Poststreiks verloren gegangen sein? Ich bitte dich daher, die Tante Gusta
[Anm.: Gusta Bardach (Fleischer)] endgültig zu beruhigen u. ihr die Herkunft entschieden abzuraten, sonst haben wir sie als Gast zu gewärtigen, u. wir haben sie nicht einmal wohinzulegen. Auch hat sie gerne, sich bedienen zu lassen u. hat Ohnmachtsanfälle bei Stoffwechselstörungen (74 Jahre alt!). Es ist daher mit ihrer Beherbergung eine Verantwortung, Scherereien etc. verbunden, die nur ihre Kinder übernehmen können. Bei ihrem Sohne ist sie nicht gerne, wegen seiner unstabilen legalen Situation.

Wir küssen euch, eure Alten.

Bitte schreiben, einige Worte per Postkarte werden doch möglich sein?

P.S. Mit unserer Wäsche sind wir ganz Souterrain, nach 2 Weltkriegen u. vor dem 3. Deine Goiserer [Anm.: Schnürschuhe - handgefertigt - aus Bad Goisern, Österreich] trage ich hier, solche gute Schuhe habe ich noch in meinem Leben nicht getragen. Bitte, wenn du kannst, ein kleines Kohlenbügeleisen mitzubringen.

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