28.04.48: Der Mensch bedenke, daß er nicht aus Eisen ist.


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):





Radauti 28/4 1948

Liebe Kinder, lieber Julius!

Heute euren lieben Brief erhalten, wir danken herzlich für alles, auch für deine Wünsche, liebes Schellachen. Dein Mann hat hier in einer Weise Gottesdienst verrichtet, wie es ihm höchstens nur ein Greif gleichtun kann. Denn was er für uns tat, ist die einzige Art, wie Gott verehrt zu werden wünscht. Wir werden auch dem lieben, alten Herrgott in den Ohren liegen, er möge nicht vergessen, sich bei euch gebührend zu revanchieren u. jeden eurer Schritte mit höchstem Erfolge zu krönen, Ihr habt dieses Honorar dringend nötig. Julius hat hier staunenswerte Herkulesarbeiten verrichtet, seine physischen Leistungen - unbeschrieen - grenzen ans Unglaubliche. Jetzt, lieber Julius, schweife ein wenig aus, dir steht ja noch verschiedenes bevor! Der Mensch bedenke, daß er nicht aus Eisen ist. Die Lauferquittung dankend erhalten. Die Bălineanu-Quittung lautet wie Beilage. Die Einlagen wurden pünktlich Montag abends ins Haus geliefert, der Baruch behauptete, er hätte mit dir den Preis von 2 x 1450 Lei ausgemacht, außerdem forderte er, daß wir den Träger mit 30 Lei bezahlen. Da du mir nichts hierüber sagtest, zahlte ich die geforderten Beträge. Heute berichtet mir Frau Ellenbogen, der Preis wäre mit 2 x 1400 loco [frei] Wohnung ausgemacht u. ist sehr über die 130 Lei entrüstet, mit denen Baruch mich übers Ohr haute - Original Rădăuțer Methode. Warum hat sie mir früher kein Wort gesagt? In die Küche haben wir das kl. Blechherdl installiert, es funktioniert wie eine Geige, der große Herd verbrauchte um 50% mehr Holz. Den Kachelofen im Schlafzimmer haben wir, wegen der Kältewelle hier, mit 50 Scheit ausgeheizt, der Effekt war nicht sehr merklich. Für den Winter werden wir einen des Sommers anzuschaffenden guten Blechofen hineinstellen müssen. Auch eine Badewanne müssen wir uns anschaffen, wenn die Bedienerin kommt, wird sie mir u. der Mutter ein Bad machen u. dann die Wanne leeren. Raum hierfür ist in der Speise [Speisezimmer]. Frau Ellenbogen behauptet, sie hätte mit dir einen Schrank um 1000 Lei angeschaut, derselbe ist zu haben. Die Blumeneschen-Schrank-Besitzerin bittet jetzt den Schuller, ihr die Schränke abzunehmen, wenn es dazu kommt, wird sie wieder nicht wollen. Der Hausfrau [Vermieterin] haben wir 1500 Lei a conto gegeben. Sie hat es auf deiner Original-Quittung bestätigt. In der ersten Sederacht [Anm.: Festabend, Auftakt des jüdischen Pessach-Festes] war Fr. Ellenbogen zu Gast, die 2. verbrachten wir ohne Gast, da sie vorübergehend erkrankt war. Wir dachten uns dich anwesend, mit deinem Frauchen. Vielen Dank f. deine Glückwünsche, wir finden uns sonst ganz gut in die neuen Verhältnisse, nur für den Winter stehen uns diverse Reparaturen an Fenstern, Fensterscheiben u. Türen bevor. Eier sind seit Tagen vom Markte verschwunden, unter dem Tische versteckt wird 1 Ei mit 15 Lei verkauft. Die Kältewelle (mit ziemlicher Schneeschicht u. Wirbeln) ist fast schon ganz abgeebbt. Liebe Kinder! Unsere Herzen sind mit dem, was Ihr vorhabt, sehr beschwert. Gott geben, daß wir es noch erleben, euch in guten Verhältnissen persönlich zu sehen u. zu umarmen. Wir küssen euch u. danken euch für die enormen Opfer an Zeit, Geld u. Kraft, die Ihr - du, lieber Julius - unsertwegen gebracht habt, Gott vergelte sie euch millionenmal.

Eure Alten.


P.S. Die von unserer Holzeinfuhr zerkrachte Einfahrbrücke mußten wir über intensives Drängen der alten Hausfrau [Vermieterin] reparieren lassen. Sie stellte Material bei, ich zahlte nur die Arbeit (300 Lei). Sie war 500 Lei wert. Fr. Ellenbogen war bei Fr. Laufer u. schärfte ihr ein, die Kommode am 2./5. herauszugeben. Sie versprach es nochmals.

No comments: