14.10.47: Die giftige, linksfaschistische Atmosphäre


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):




Radauti 14/10 47

Liebe Kinder, lieber Jul!

Gestern eure Liebessendung von 1000 Lei erhalten (Entschuldigt das einseits bedruckte Briefpapier, es geschieht der Sparsamkeit halber. [Anm.: Der Brief ist auf der Rückseite eines Bescheides des Rathauses der rumänischen Stadt Satu Mare aus dem Jahr 1933 geschrieben.]) Wir danken euch herzlichst, Gott vergelts. Doch sind wir sehr gespannt, wie weit euer Vorhaben gediehen ist. Die giftige, linksfaszistische [Anm.: linksfaschistische] Atmosphäre, die sich hier verbreitet, macht uns euern Entschluß erklärlich, doch ist es kein Spaß, im Winter in scheibenlosen Waggons zu reisen, was sogar in deutsch-Österreich der Fall ist. Wie werdet Ihr das machen? Habt Ihr schon alle Formalitäten bewältigt? Bei uns steht es mit der Pension ziemlich mißlich, ausgerechnet bei den Pensionisten nimmt der Staat Kredit in Anspruch, da wir bis heute die Pension pro zweite Septemberhälfte nicht erhalten haben. Wir wissen nicht, was man gegen die Pensionisten im Schilde führt, man spricht von weiteren 200 Lei ("asch!") [Anm.: rum. dim. für Lei] Akontobeträgen. Da ich mit der Prothesenbezahlung, im Falle der Fiskus Manderl [Anm.: österr. ugs. "Männlein"] macht, in die Klemme geraten bin, muß ich euch, so sauer es mir ankommt (euch ist das Schicken sicher vielmal so sauer) um weitere Sendung von 1000 Lei bitten, wenn es euch möglich ist, u. zw. prompt, da der Dentist ziemlich dringend fordert. Das könnt Ihr dann bei weiteren Sendungen allmählich in Abschlag bringen.

Wir küssen euch, eure Alten.

P.S. Der Dentist wird dann komplett beglichen sein.

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