19.05.47: Kohlefadenlampen


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):




19/V 47

Liebe Kinder,

Freitags euren lieben Brief erhalten, euren avisierten Betrag (1 ½ Mill.) erhielten wir aber erst am Montag ausbezahlt, weil es per Schek langsamer geht. Wir danken euch herzlichst. Mit Weinsch[enker]. habe ich geordnet, sogar 30000 Lei billiger als dein Vorschlag, lieb. Jul. Es ist sehr schön u. großzügig, daß du, wie du sagst, herkommen willst, uns zu reorganisieren, nur besorge ich, daß du, nach den vielen (sogar horrenden) Kosten u. Strapazen entmutigt wirst, da uns so viel zu einem reorganisierten Leben fehlt. Vielleicht schlägst du dir die Kosten einigermaßen heraus, wenn du metallisierte Kohlenfadenlampen f[ür]. d[ie]. Rad[autzer]. Spannung mitbringst, reine Metallfadenlampen zerbröckeln zu 99 % auf der Reise bei aller Sorgfalt, u. kosten daher hier ein Vermögen, wir haben nur 1 Glühkörper, einen hat Herr Weinsch[enker]. zurückgenommen. Kartoffeln sind hier ebenso selten, wie bei euch, 1 kg 60 - 75000 Lei, Radautz marschiert um wenige Tage hinter Bukarest, bald haben wir euren Preis erreicht, an ¼ Waggon ist nicht einmal zu denken, u. wer läßt denn ausführen? Maismehl ist so selten geworden, daß nur mit großem Spürsinn u. horrenden Kosten aufzutreiben. Man hofft auf Besserung, da hier heute leichte Landregen eingesetzt haben. Soeben hat Mutter Maismehl gekauft, 200000 Lei/kg, mit viel Kolbenstaub (weißlich). 12 kleine, dünne Kerzchen 30000 Lei, soeben 1 kg kleinere Kartoffeln mit 50000 Lei/kg erstanden (Saatkartoffeln). Wir waschen sie mit Reisbürste u. machen in der Fleischmaschine Purré incl. Schale, daraus auf d. Petrollampe Platzel [Anm.: Plätzchen], das essen wir statt des legendär gewordenen Brotes . Wir küssen euch, Gott vergelt's, eure Alten. Bitte um 1 Telefongespräch deinerseits mit "Jawneh" [Anm.: s. Brief vom 14.11.46].

No comments: