07.07.46: Der Hauster'sche Patentknopf


Elias Hauster an Julius Hauster:






Patentschrift [S/S=Cond. Coeff.=Radius/[Mittlere Wgl.]]

Die Erfindung betrifft einen Kleiderknopf (besonders für Beinkleidung), der ohne Näharbeit von jedermann rasch angebracht werden kann u. dessen 2 aus Metall u. dgl. bestehende Teile sich voneinander ohne äußere Gewalt nicht lösen, so daß eine große Gebrauchssicherheit gewährleistet ist, was bei Fußpartien, Märschen, Reisen etc. von Wichtigkeit sein kann. Der Knopf besteht aus dem Oberteil O u. dem Unterteil U, letzter geht in eine etwas auskragende, konische Spitze aus, mit der er durch den Stoff durchgesteckt wird. Der obere Teil ist auf seiner Bauchseite parallel zu einem Radius (blaue Linie) u. ein Stück senkrecht dazu so geschnitten, daß fabriksmäßig eine Zunge Z aufgebogen wird, um im Bauch eine Öffnung soweit freizulassen, daß die konische Spitze des Unterteiles bei mäßiger Schiefstellung derselben hindurch kann. Nach Gradstellung des Unterteiles im zentralen Loche des Oberteilbauches wird sodann die Zunge Z durch Druck mit dem Daumen oder einem harten Gegenstande am Bolzen b vorbei zugebogen und sperrt so die Einführungsöffnung ab, die sichere Verbindung beider Teile ist dann hergestellt. Will man dieselbe lösen, dann muß (mit einer Federmesserklinge od. dgl.) die Zunge Z vorerst genügend aufgebogen werden. Zur Schonung des Stoffes empfiehlt es sich, bei dauerndem Gebrauche von vornherein an den Knöpfstellen der Kleider metallene Ösenlochkapseln anzubringen.
Patentanspruch: Sichere Verbindung eines aus 2 Teilen bestehenden Kleiderknopfes, dadurch gekennzeichnet, daß eine vor der Zusammenkupplung beider Teile [schräg] auswärts gebogene Zunge im metallenen Bauche des Oberteiles nach der Zusammenkupplung zugedrückt wird und zufolge der Auskragung des Unterteiles das Lösen beider Teile verhindert.

[Anm.: s. 4 Abb. im Brief] dunkelgestrich. Fläche: Hohlraum des Oberteilbauches

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Lieber Julius!

Ich muß mich bei dir stark entschuldigen, daß ich dir obiges Brechmittel einer Zeichnung übersende: Wir sind zum Primitivismus auf allen Gebieten herabgesunken, u. bei meinen mangelhaften Behelfen wirst du obige Schmiererei erklärlich finden: Hauptsache, du verstehst, was ich meine, woran ich nicht zweifle: Wenn du so gut sein willst, der Sache gelegentlich nachzugehen, ob die Idee patentfähig (d. h. nicht neuigkeitsschädlich) ist, u. überhaupt dann die Angelegenheit zu einem gedeihlichen Ende führen kannst, dann kann man die Fabrikation eventuell selbst in die Hand nehmen. Der Hauster'sche Patentknopf wird dann an keiner Soldaten- oder Sporthose der Welt fehlen dürfen: bitte zu bedenken, was das ausmacht. Das soll dann meine Hinterlassenschaft für die Mutter sein.

Nun kann ich dir etwas sehr Erfreuliches berichten, so daß du nicht besorgt sein mußt, dich durch Beantwortung meiner Schreiben uns allzusehr zu verpflichten: Wir haben vom Joint heute 200000 Lei erhalten, Fr. Ellenbogen 100000 Lei. Ich schenkte ihr aber noch 25000 Lei, weil sie für uns den so wichtigen Außendienst besorgt u. mir soviel an ihrer Ernähung erspart, indem sie sich abends auswärts ihre Beköstigung sucht. Diesen Monat bist du daher vor unserer Behelligung sicher: Der Kredit für die Auszahlung des geringen Pensions-Rückstandes wird dieser Tage erwartet. - Nun kannst du mir unbesorgt berichten, wie es dir u. deiner Frau geht, welche Nachrichten wir täglich ersehnen u. wünschen, daß sie gut sind. Wir beten, daß deiner Frau alles leicht ankommt. Bei dieser Gelegenheit wird dich das neueste, phänomenale, schmerzstillende, durch bloßes Auflegen wirkende Mittel interessieren, das in keinem Hause fehlen sollte: Pliofilm (chem. Formel: Cauciuc-hydrochorid), das auch zu Geweben (Strümpfen etc.) versponnen wird.
Wir müssen das Domizil wechseln, da wir unbedingt dem Fäkalientragen ein Ende bereiten müssen und eine Badegelegenheit wie das Leben benötigen, u. wenn es auch nur die Kanalanschlußmöglichkeit der Badewanne ist: eine Wanne kaufen wir dann selbst. Da in Sereth Kanal- u. Wasserleitung (auch el. Licht) besteht, suchen wir dort eine Wohnung, falls dort keine zu finden ist, gedenken wir, uns in Timisoara, - einem Kulturzentrum - niederzulassen. Ohnehin müssen wir, der Existenzmöglichkeit halber u. um dich zu entlasten, einen kleinen Handel (offenes Geschäft) suchen, über die Branche sind wir noch nicht schlüssig. Eine wirtschaftliche Restaurierung tut uns dringend not, denn die Etuva [Anm.: rum. "Wäscherei und Heißmangel"] hat den geringen Rest unserer Bettwäsche, die wir herüberretten konnten, in einen einzigen, braunen Brandfleck verwandelt. Außerdem stahlen die Etuva[Anm.: s. o.]leute: 3 rumän. Kotzen [Anm.: landsch. "Wollzeug"], 1 Schlafrock u. 1 neuen Schoß [Anm.: österr. "Frauenrock] der Mutter, endlich 3 Inlets, fast neu, die wir für den Winter zusammenstückeln wollten. Jetzt sehen wir dem Winter ohne warme Bedeckung entgegen, nur dein großartiger Oberrock, den du uns überließest, wird die Lücke ausfüllen müssen. Wir bitten dich nochmals, die von euch über uns verhängte Nachrichtensperre aufzuheben und uns auch mitzuteilen, ob du schon Nachforschungen nach dem armen Marcel [Anm.: Maximilian Hauster] unternommen hast. Du bist ja im Besitze der letzten Nachricht von ihm!

Wir umarmen euch, eure alten Eltern

Ing. Hauster u. Frau

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