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10.03.47: Die Antwort kommt in Ziffern
Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):Radauti 10/3 1947Liebe Kinder! Lieber Jul!Heute eure sehr schöne Liebesgabe (600000) dankend u. herzlich Gotteslohn wünschend erhalten. Auf meine Anfragen über euer Wohlergehen antwortet ihr in Ziffern: auch eine Antwort, da wir daraus schließen (wofür Gott gedankt sei), daß bei euch alles soweit in Ordnung ist. Wir freuen uns schon im Voraus auf deinen angekündigten Besuch in Radauti zu Pessach [Anm.: Fest des Judentums, erinnert an den Auszug aus Ägypten]. Gott hat es mir vergönnt, heuer wieder (hoffentlich) für Hagada [Anm.: Gebetbuch zu Pessach] sagen zu können: Herz, was willst du noch mehr? Die hier unverschämt giftige Märzkälte kann unsere freudige Zuversicht nicht beeinträchtigen. Deine Gegenwart wird unsern Sederabend [Anm.: Festabend, Auftakt des jüdischen Pessach-Festes] verschönern. Mein literarischer Freund, der Dichter Axelrad, sitzt in einem Bureauraume der U.E.R. [Anm.: rum. "Uniunea Evreilor Români" = "Verband rumänischer Juden"] u. streicht wichtige Zeitungsartikel an. So berichtete mir der Präsident der Ass. Repatr. Evr. [Anm.: rum. "Asociația Repatriaților Evrei" = "Vereinigung repatriierter Juden"] ("Arepa") , H. Dr. Schauf, der mir von ihm einen Gruß überbrachte ... Dichterschicksal. Ich schließe diesem Schreiben eine lit. Beilage bei, als Frucht meiner fruchtbaren (leider derzeit noch nicht wertvollen) Übersetzungstätigkeit. Das Werk wird wahrscheinlich, ebenso wie das Original unter der Patronanz [Anm.: österr. "Schirmherrschaft"] der U.E.R. [Anm.: s. o.] (Dr. Fildermann) herausgegeben werden.
Wir küssen euch, eure Alten.Auri sacra fames [Anm.: lat. "Verfluchter Hunger nach Gold", aus der Aeneis von Vergil]
v. A. AxelradIn teuern Moschuspelzen,In gold'nem Prunkgeschmeid',o Ihr neuweltlichen Juden,Erkenn' ich kaum, daß Ihr's seid.Anstatt der Herzen tragt ihrBrillant u. Edelstein,doch nicht mehr auf der Stirne,des Leidens Glorienschein.Was fühlst du, Bankier, im PelzeUnd unter dem samtenen Band?Dein Paradies ist die Kasse,Das Goldstück mit Rillenrand.Vor lauter Gold u. SeideErblickt Ihr keinen Stern.Mit der Elle am LadentischeMeßt Ihr die Himmelslfern'.Der Tagesumsatz, wenn mächtigEuch höchstes Glück verlieh.Doch habt Ihr den Schatz verlorenDer uralten Poesie.Ihr Reichen, mir fließen die TränenAus Mitleid mit Euch stets aufs Neu',Denn einstens waret Ihr schöner,In Lumpen, doch Juden dabei!(aus dem Rumän. v. E. H.)(Der Dichter kennt diesen Text noch nicht)P.S. Auf uns sein Mitleid gesagt!
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