Elias und Marjem Hauster (Fleischer) an Julius und Rachel Hauster (Greif):
Radauti 18/11 1947
Liebe Kinder! Lieber Jul!
Gestern eure sehr munifizente [Anm.: veraltet "freigiebeige"] Liebessendung v. 1500 Lei (telegr.) erhalten, wofür wir herzlichst danken u. womit wir die Lücke verstopft haben, die durch die Holzzahlung in unser Haushaltsbudget gerissen wurde. Es war richtig, uns der Holzaktion des Pensionistenvereines anzuschließen, denn hier ist heute wieder Schnee u. scharfe Kälte eingetreten. Wir harren gespannt eurer Nachrichten, wie weit eure Bestrebungen gediehen sind, wie es euch gesundheitlich u. geschäftlich geht u. wie Ihr die allgemeine Lage beurteilt. Wir bitten auch Gott, eure Schritte zu lenken u. euch vor Ungemach zu behüten. Hast du, um im Mai 1948 nicht staatenlos zu werden (Marzell [Anm.: Maximilian Hauster] ist warnendes Beispiel!) wegen deiner Staatsbürgerschaft, wie ich dir schrieb, etwas veranlaßt u. auch die Familie deiner Frau benachrichtigt? Ich habe den Bukar. Zahnarzt Dr. Pekelmann, meinen poet. Freund, angefragt, warum er aus Palästina zurückgekehrt ist. Er antwortete mir aus Bukarest brieflich, daß sich dort nur Chaluzim ([jüdische] Arbeitspionniere) u. sehr reiche Leute leicht einfinden, für ökon. Mittelschichten wie er u. ich (gehöre ich noch zur Mittelschicht?) findet er es nicht ratsam, hinzufahren. Allerdings ist er schon 1 Jahr von dort fort. Die Verhältnisse können sich dort geändert haben oder noch ändern. Am liebsten wäre mir, wenn der Judenstaat meine Pensionsansprüche anerkennt u. honoriert. Er schwebt aber noch selber in der Luft u. hat wichtigere Dinge zu besorgen. 1 kg Butter kostet hier 600 Lei. Maismehl scheint schwer zurückgegangen zu sein. Sonst sind in unserer Gesundheit keine unliebsamen Zwischenfälle.
Wir küssen euch herzlich, eure Alten.
Liebe Kinder! Ich danke Euch sehr für Eure jüngste Liebessendung. die Zeit so ernst u. Ihr habt so wichtige Sachen vor, daß wir Eure Nachrichten mit besonderer Spannung entgegensehen. Hoffentlich geht es Euch in allen Beziehungen gut. Möge Gott es geben. Dies betet für Euch Eure Mutter
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