28.11.48: Der Gesandtschaftsattaché für Kulturpropaganda


Elias Hauster an Julius Hauster:




Radauti 28/11 1948

Lieber Julius!

Heute haben wir deine telegrafische Geldsendung von 2500 Lei herzlichst dankend erhalten. Wahrscheinlich hast du die Sendung nach Erhalt unseres Briefes, worin ich dir meinen Krankheitsfall beschrieb, abgehen lassen. Dr. [Brenner] hat seine Arbeit gut geleistet, ich verlasse mit Gottes Hilfe heute das Bett, Mutter wird erleichtert aufatmen. Nun kommt mein großes, Kontinente umfassendes Projekt, das aber kein Traum ist, sondern den Vorzug hat, durchführbar zu sein. Ich strebe an, zum rum. Gesandtschaftsattachee für Kulturpropaganda in Tel Aviv ernannt oder zumindest in einer solchen Mission dorthin gesandt zu werden, mit der Verpflichtung, rumänische Dichterwerke bei den [h]ebräischen Lesern populär zu machen, die ganze Sache kostet den Staat keinen Pfifferling, denn die Funktion ist ehrenhalber, die Reisekosten (per Avion [Anm.: frz. "Flugzeug"]) werden aufgebracht werden, nur muß mir der Bezug meiner Pension ermöglicht werden, was ja leicht zu machen sein wird (in Pal. Pfund). Die Befähigung zu meinem Posten weise ich durch das dir bekannte, Kunstadt. [Anm.: s. Brief vom 14.09.47] Gutachten nach, du würdest so unsere weitere Existenzfrage radikal lösen. Nur eine Schwierigkeit ist dabei: mein fortgeschrittenes Alter. Aber viele Große der Wissenschaft u. Kunst haben ihre Meisterwerke erst in hohem Alter geschaffen, u. schließlich ist Mister Churchill noch ein ganz patenter Kerl. Also in Gottes Namen, frisch drauf los! Irgend jemand ist zum Handelsattachee ehrenhalber dortselbst ernannt worden, warum solls bei mir nicht gehen? Vielleicht kann ich dir dort wichtige Beziehungen schaffen! Laß dich durch Schwierigkeiten nicht abschrecken, wie immer sie auch zu überwinden sind, die Sache ist des Schweißes der Edlen wert (siehe Bubi Greif)! Auf meine Gesundheit würde sich die Reise u. der dortige Aufenthalt nach Ansicht Dr. Rachmuts (der in 2 Wochen samt seiner Frau hinfährt), sehr günstig auswirken. Sollte dir die Möglichkeit einleuchten, dann schicke ich dir sofort ein Kunstadt'sches Originalgutachten [Anm.: s. Brief vom 14.09.47], bitte also sich dringend mit der Sache zu befassen. Pläne, die Kontinente umfassen, wollen heute im Zeitalter des Jankee-Clippers nicht viel sagen. Wir ersehnen deine Stellungnahme u. küssen dich, deine Alten.

Bitte die Sache nicht stillschweigend übergehen! Du bekommst von mir dann beliebig viele Valuten. Denn Diplomatenpost ist zensurfrei! Bitte um Stellungnahme, so oder so!

Deine Patentsache ist sehr interessant. Hoffentlich schenkt mir Gott noch soviel Lebensdauer (nach 70 Jahren ist jeder Tag geschenkt), um am Radauter Platze eine Anzahl Apparate abzusetzen. Deine Seitenstacheln ("Schulmeisterei", "Taktfehler" etc.) schreiben wir auf dein Wolfskonto. Sei ein gesunder Wolf u. weiter stachlig. Aber das eine bedenke: Mit des Geschickes Mächten …, der Mensch ist nicht aus Eisen. Wenn dir der kleinste Krankheitsfall zusetzt, wer reicht dir ein Glas Wasser? Es ist nicht nur nicht gut, sondern direkt gefährlich, daß der Mensch allein sei! Die Gesellschaft deiner Katze - ist für die Katz. Hast du - so oder so - endlich die Tante Gusta abgebeutelt? Wie steht es mit deiner cetatenie? Wir danken dir herzlich für deine textliche Gratulation u. wünschen uns, an dir noch viel Freude zu erleben. Wir küssen dich, deine Alten.

P.S. Ich las in den Zeitungen schon vor einigen Jahren von einer ähnlichen Erfindung in Palästina. Vielleicht ist das Vergasungssystem ein anderes. Im Falle eines Patentstreites werdet Ihr ein Zusatzpatent anstreben müßen. Hast du jetzt für meinen Hosenkopf Interesse? (ganz abgeändert)

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