26.04.47: Babel von heute


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):




Rad. 26/4 1947

Liebe Kinder!

Großen, großen Dank u. Gotteslohn f. die Liebesgaben (500 + 400 Mille) samt Brief, wir mußten einige Tage Mordshunger leiden, da sich die Pensionszahlung zufolge nötiger Rekalkulation (10 f. Oktoberpension) um einige Tage verzögert hat. Wir hielten nach Briefträgern sehnsüchtige Umschau, nun können wir Dank Gott u. euch leichter aufatmen. In wenigen Tagen wir eine Korr[espondenz-] Karte 7000 Lei u. ein Inlandsbrief 16000 Lei kosten! Wir küssen euch, eure Alten.

Lit. Beilage (v. mir im Jargon auf einer [...]feier vor steckvollem Saale vorgetragen (Eigendichtung), viel Beifall.

Babel von heute

Dir dünkt, weil du Macht in deiner Hand,
Mußt du dein Versprechen nicht halten.
Du willst unterjochen das alt-neue Land
Du hast noch wenig Land u. Tribut
an allen Enden der Erden ...

Mit dem Maß, zu dem du für uns hast den Mut,
wirst du selbst nicht gemessen werden!
Sieh, dort das Auge des Bluträchers loht
Er schwur einen Eid, einen reinen:
Für jeden Helden, dem du gabst den Tod,
werden büßen zehn von den deinen!
Das Haus, das zu deinem Versprechen schweigt,
Wird lang' mehr zur Sonne nicht ragen:
Wenn menschliches Recht so tief du gebeugt,
Kannst du über Terror nicht klagen!

Du Babel, du Antiochus [Anm: Antiochos] von jetzt,
Besitzer von so vielen Zonen,
Von deinem Ländchen, meeresbenetzt
Willst knechten du Menschenmillionen!
Gott kann noch rächen unschuldiges Blut
Und legen dein Reich in Trümmer.
Das Maß, zu dem du für uns hast den Mut,
Befleckt deinen Schild für immer!

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