16.04.47: Rabbiner Korn, der Verwandte aus Amerika


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):




Rad. 16/4 1947

Liebe Kinder!

Ich denke, ich habe euch im Briefe (wo ich schrieb, daß wir Menschen ohne Bad sind) [Anm.: s. Brief vom 07.04.47] die Sendung v. 500000 Lei bestätigt. Ich tue es noch einmal u. bestätige herzlichst dankend den heutigen Empfang von 400000 Lei. Der Geldbote hat mich am Telegraphenamt getroffen, wo ich euch gerade um Geld telegrafisch bitten wollte. Der tolle Preissprung hat uns nämlich in eine arge Klemme gebracht. Fleisch 100000 Lei/kg, Öl 280000 Lei/lit., etc. etc. Milch 30000 Lei/lit. Die Mutter ist mit dem Herzen nicht ganz in Ordnung, sie nimmt dann u. wann Digitalis (horrend teuer). Wir vermuten die Ursache in Unterernährung, da wir monatelang keinen Bissen Brot, keinen Schluck Milch u. kein Tröpfchen Butter kennen. Wir leben nur von Porumb [Anm.: rum. "porumb" = "Mais"] u. Kartoffeln mit je einem Kaffeelöffel Öl, dann u. wann ein wenig Fleisch od. Eier, u. sind froh, daß wir noch leben, wenn das leben heißt. Lieber Jul! Wir sind froh, daß du jetzt nicht gekommen bist, du hättest dich - Gott behüte - erkältet, wie du es liebst, leicht gekleidet zu sein. Hier ist nämlich eine sibirische Kälte. Wenn es dir möglich ist, bitte ich dich, in einem amerikanischen Adreßbuch Adressen von jüdisch-literarischen Gesellschaften ausfindig zu machen, ich schreibe dann an einige solche Gesellschaften Schnorrbriefe - das ist hier allgemein Usus. Auch habe ich dort eine Kusine, deren Sohn Rabbiner Korn ist, auch an ihn möchte ich schreiben. Es kommen dann durch den Joint Dollars, u. was das heutzutage bedeutet, wirst du ja wissen. Ich würde bitten, mir die Herausgabe eines ebr. [Anm.: hebr.] Werkes zu ermöglichen, also eine verbrämte Schnorrerei. So sehen wir heutzutage aus, sonst sind wir gottlob wohlauf.


Wir küssen euch, eure Alten.

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