11.07.48: Die Audienz beim Arbeitsminister


Elias Hauster an Julius und Rachel Hauster (Greif):






Radauti 11/7 1948

Liebe Kinder, lieber Jul!

Ich bin euch für das öftere Schreiben sehr dankbar, da man in diesen Tagen Beruhigung braucht. Anbei die Originalquittungen, wir hätten dir auch ohne sie geglaubt. Mit dem Umstand, daß bei ihr im Oberstübchen wieder Unordnung einreißen sollte, haben wir alle nicht gerechnet, ich hätte dir sonst abgeraten, jemandem Beträge zu übergeben. Aber sollte sie irgendwie nicht dicht halten, dann berufst du dich einfach auf diese ihre Eigenschaft. Vielleicht ist es in dieser Beziehung nicht so schlimm, u. deine Briefe (samt Quittungen) sind ganz einfach vom neuen Schwiegersohn abgefangen worden, dasselbe könnte auch mit den Pensionspapieren geschehen, obwohl ich nicht wüßte, wozu er sie brauchen könnte. Vielleicht ist die Verblümung nicht ganz begriffen worden? Jetzt machst du am besten mit jeder weiteren Aktion für sie Schluß, da sie, wie sie im Briefe schrieb, noch im Monate Juli mit dem Heimkehrerzug herkommt. Ihrem Sohn gratuliere ich zu dieser Acquisition. Wir wünschen sehr, daß du die Stelle bekommst, wo du viel reisest, vielleicht führt dich dein Weg auch hierher. Wir haben erst begonnen, unsern Garten zu genießen, da es bis vor 2 Tagen täglich (manchmal sehr fest) geregnet hat. Von Marasesti bis zur Nordgrenze steht das tiefgelegene Brotgetreide u. der Mais unter Wasser u. wird sich nicht wieder erholen. Nur auf höher gelegenen Feldern steht es um die Ernte gut, hoffentlich gibt es überhaupt eine gute Ernte, aber so gut, daß wir uns mit ihr einen Krieg leisten können, kann sie gar nicht sein. Das Zimmer vermieten wir nicht, da uns die Hausfrau [Vermieterin] à conto dessen keine Mietenreduktion konzedieren will. Sie denkt, sich weiter von uns denselben Zins zahlen zu lassen u. durch Vermietung des Zimmers ihren Hausertrag zu erhöhen. Wir sagten ihr darauf, du hast das Zimmer für dich reserviert. Wenn Tante Gusta kommt, wird man ihr hier einen Platz im Asyl besorgen, das wird schon ihr sauberer Sohn machen. [Textabschnitt fehlt] Uns geht es gesundheitlich nicht schlecht, die Luft hier ist herrlich, außerdem haben wir hier einen Ziegenwirt aufgegabelt, der uns ½ lit. Ziegenmilch täglich liefert (30 Lei pro lit.). Wir haben uns dran bis zur Unentbehrlichkeit gewöhnt, sie verstopft tagsüber bei uns viele Lücken. Es wundert mich sehr, daß f. Ingenieure wenig zu tun ist, das zeugt von Unfähigkeit des Ressortinhabers. Denn mit der Evidenzhaltung u. Überwachung des gechapten Inventars allein ließe sich ein Heer von Ingenieuren u. Geometern beschäftigen. (In Demokratien wird im Verschleppen von Metall- u. anderen Teilen großes geleistet). Ich bin überzeugt, wenn du beim Arbeitsminister um Audienz ersuchst, u. ihm einen erschöpfenden Vortrag hältst, betraut er dich mit der Organisation des Inventurwesens im ganzen Reiche, du kannst dann alle Ingenieure beschäftigen. Für dich schaut hierbei so etwas wie ein Generalinspektorposten heraus. Wir schließen mit den allerbesten Wünschen für euch u. küssen euch, eure Alten.

Wäre es nicht besser, wir schauen uns den III. Weltkrieg vom Elisabetheum aus an?

Quittung

Ich habe Lei 1500 (Eintausendfünfhundert Lei) zu Gunsten von Frau Robert erhalten.

Teodora Antonescu

Quittung

Ich habe von Herrn Ing. Hauster Lei 8000 (Achttausend Lei) zu Gunsten von Frau Bardach erhalten.

T. Antonescu - Teodora Antonescu

Schicket die Quittungen nicht zur Gusta, andere, durch die Blume geschriebene sind bereits an sie abgegangen (Achtung auf die [...]). Bitte Quittungen nach Einsicht rücksenden!

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