14.06.48: Dichterkollegen


A. Axelrad an Elias Hauster:



14. Juni 1948

Sehr geehrter liebster Kollege,
Herr Ingenieur E. Hauster

Ich habe heute Ihren Brief erhalten und mit meiner umgehenden Antwort möchte ich unter Beweis stellen, welche große Freude mir die Nachricht bereitet hat, dass Sie die Übersetzung meines Buches erfolgreich zum Abschluss gebracht haben. Mit der Übertragung des Buches in die heilige Sprache unserer Urahnen haben Sie mir nicht nur eine Freude bereitet, sondern mir auch eine große Ehre erwiesen. Da ich leider - zu meiner Schande und meinem Schmerz - die hebräische Sprache nicht beherrsche, kann ich mich von der Genauigkeit und dem Wert Ihrer Übersetzung nicht überzeugen, bin aber davon überzeugt, dass Sie, als erstklassiger Dichter und hervorragender Kenner der hebräischen Sprache, nicht nur den Sinn, sondern auch die Form meiner Gedichte getreu übertragen haben. Dies ist für mich eine große Befriedigung; ich bin in Ihrer Schuld und möchte Ihnen gegenüber nochmals meinen Dank zum Ausdruck bringen, für die besondere Ehre, welche Sie mir erwiesen haben. Sie können sich sicherlich vorstellen, wie groß mein Wunsch wäre, einen Beitrag zum Druck des Bandes leisten zu können und würde für diese Realisierung alles in meiner Macht Stehende tun; unglücklicherweise ist meine materielle Situation ausgesprochen prekär, ich lebe von einem geringen Gehalt ohne sonstige Einkünfte, außer der moralischen Befriedigung, welche mir meine Freunde bereiten, Freunde, welche ebenso arm sind wie ich, sich jedoch für meine Arbeiten interessieren. Was die Verbände Iawneh, Tarbuth und andere anbetrifft, ist meine Zuversicht gering, denn in der jetzigen Situation leiden alle unsere Verbände unter fürchterlichem Geldmangel. Man könnte es dennoch versuchen. Ich empfehle Ihnen, ein Memorandum - ggf. in Deutsch - zu entwerfen, um es an einige Institutionen und gebildete Personen zu adressieren, die hebräische Sprachkenntnisse haben. In diesem Memorandum werden Sie die Bedeutung, d. h. Ihr Urteil über mein Werk zum Ausdruck bringen und die Gründe, die Sie dazu bewogen haben, das Buch zu übersetzen. Gleichfalls werden Sie Ihre eigene literarische Tätigkeit als Dichter in den Sprachen Deutsch und Hebräisch darstellen. Schließlich werden Sie um die Unterstützung zum Druck dieses Bandes ersuchen, vorausgesetzt, dass es in Bukarest eine Druckerei gibt, die in der Lage ist, hebräische Buchstaben zu drucken, was jedoch durchaus möglich ist. In wenigen Tagen werde ich Ihnen eine Anschriftenliste der Personen zur Verfügung stellen, die als Adressaten für das Memorandum in Frage kommen. Ich weiß nicht, ob es erfolgreich sein wird, aber der Versuch sollte unbedingt unternommen werden. Jedenfalls wäre es sinnvoll, eine Manuskriptkopie abzufassen, so dass alles vorbereitet ist.

Sollten Sie Schwierigkeiten begegnen, das Memorandum in zehn bis zwölf Exemplaren zu kopieren, können Sie mir ein unterzeichnetes Exemplar zusenden, das ich dann hier kopieren und - wenn Sie es mir gestatten - in Ihrem Namen an die Adressaten versenden werde, die ich für richtig erachte.

Ich möchte Ihnen noch einmal für Ihr wunderbares Werk danken. Ich bin voller Bewunderung für Ihren Elan und Ihr dichterisches Talent, in Ihrem Alter, das sich, wie ich vermute dem meinen nähert, d. h. etwa bei 70 Jahre n liegt.

Ich wünsche Ihnen, sehr geehrter Kollege, viele weitere Jahre in vollkommener Gesundheit des Leibes, des Verstandes und der Seele. Möge Ihnen ein bewusstes, leichtes und sorgenfreies Alter zuteil werden.

Ihr in Ihrer Schuld stehender Bewunderer und Freund, mit den herzlichsten Grüßen

A. Axelrad

[Text auf der Autogrammkarte]


Herrn Ing. Hauster
In aller Freundschaft

A. Axelrad

14. Juni 1948

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